Leinen Ahoi!- alles Wissenswerte über die sommerliche Faser
- strickenohnenaht
- 23. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Heute möchte ich euch aus meinem grossen Wissensschatz
einen Teil schenken und hoffe sehr, dass ihr euch über all
die vielen, wissenswerten Infos
über die sommerliche Faser Leinen freut!
Steckbrief 🌾
WAS: Leinenfasern
WELCHE PFLANZE: Flachs
ANBAU: in Europa vorwiegend in Frankreich & Belgien,
aber auch in Deutschland
GEWINNUNG: durch aufwendiges Verfahren mit verschiedenen Aufbereitungsstufen werden die Fasern aus der Rinde herausgelöst
NATURFARBEN: variiert von beige bis graubraun
HAUTGEFÜHL: nahezu neutral
EIGENSCHAFTEN: extrem robuste & reissfeste Faser mit geringer Elastizität, kochfest, atmungsaktiv, pillt nicht, knittert schnell & bietet kaum Wärmeschutz
BESONDERHEITEN: perfekte Faser für den Sommer, da neutral auf der Haut, kühlend und kann am besten & schnellsten Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben
STRICKVERHALTEN: feldfrische Fasern sind noch recht starr & lassen sich schwieriger verstricken; recycelte Fasern sind dagegen geschmeidig, glänzend & lassen sich sehr gut verarbeiten
Lasst uns den oberen Steckbrief etwas detailreicher anschauen:
Leinen wird aus der Flachspflanze, auch bekannt als Gemeiner Lein, gewonnen und wird schon seit der Steinzeit als Öl- & Faserlieferant kultiviert.
Die Farbpalette des Leinens variiert von creme bis graubraun:
Der Naturton hängt einerseits von den Anbaubedingungen und andererseits von der Dauer und den Umständen des Rottens ab.
Leinen ist eine extrem robuste & reissfeste Faser mit einer geringen Elastizität. Es verträgt problemlos bis zu 95° Grad in der Waschmaschine. Die Faser ist sehr atmungsaktiv & pillt nicht. Leinen ist sehr knitteranfällig & besitzt ein geringes Wärmerückhaltevermögen,
da es nur wenig Luft zw. den Fasern einschliessen kann. Dagegen besitzt es eine hohe Wärmeleitfähigkeit und wirkt besonders kühlend, weil es auch extrem gut Feuchtigkeit aufnimmt & wieder abgibt.
Menschen mit sehr starken Hautproblemen können Kleidung aus hautverträglichen pflanzlichen Fasern, wie naturbelassenem Leinen, sehr gut vertragen.
Interessant ist, dass in Europa vor rund 200 Jahren noch ein Fünftel der Kleidung aus Leinen bestand. Leider begann der Niedergang im 19Jh, gleichzeitig mit dem gross-flächigen Anbau der Baumwolle & später durch die Erstellung von synthetischen Fasern.
Im Vergleich zur Baumwolle lassen sich Leinenfasern jedoch wesentlich schlechter einfärben: Da die Faser Leinen zu den Bastfasern gehört, bildet sie Bündel, hingegen die Baumwollfasern aus unverbundenen Einzelfasern bestehen.
Wichtig zu wissen: Häufiges Tragen und Waschen macht Leinen tatsächlich mit der Zeit weicher und lässt die Faser glänzender erscheinen.
Und von dem letzten Hinweis könnt ihr bei diesen beiden Garnen profitieren:
Bei der Studio Linen (2.Bild unten) & Studio Linen Print (Bild unten) von Erika Knight werden 85% recycelte Leinenfasern verwendet & nur 15% feldfrische Fasern.
Somit ist das Garn deutlich weicher, glänzender und nicht mehr ganz so ruppig wie Garne aus frischen Leinenfasern.
Beide Garne,
Studio Linen (Bild unten) & Studio Linen Print (Bild oben),
fühlen sich sehr glatt an und lassen sich gut verstricken.
Die Haptik & Optik des Garnes erinnern an ein Seidengarn.
Eine tolle Qualität für alle, die ein kühlendes Modell mit einer eleganten Ausstrahlung sich stricken möchten!
Wie wird Flachs angebaut, verarbeitet & wie nachhaltig ist diese Faser?
Der Anbau in Europa findet überwiegend in Belgien & Frankreich, aber auch in Deutschland statt, die Weiterverarbeitung in Ungarn, Österreich, Norditalien oder Tschechien.
Flachs, aus dem die Leinenfasern gewonnen werden, ist eine sehr alte Kulturpflanze, die bereits in der jüngeren Steinzeit kultiviert wurde. Es ist eine einjährige, krautige Bastfaser mit einer Höhe von 60 bis 100 cm, die in feuchten & gemässigten Klimazonen wächst.
Folgende 7Aufbereitungsstufen durchläuft der Flachs bevor es von der Feldpflanze zum Leinengarn gesponnen werden kann:
Raufen, Trocknen, Riffeln, Rösten, Knicken, Schwingen, Hecheln.
1., 2., 3. Flachs wird 20–30 Tage nach seiner Blüte geerntet. Er wird mit der Wurzel aus dem Boden gezogen, dann getrocknet & die Kapseln mit den Leinsamen von der Pflanze getrennt (Riffeln).
4. Danach kommt der biologische Aufschluss, die Röste: das Flachsstroh liegt 3–6 Wochen auf den Feldern. Durch die Taubildung entwickeln sich die Mikroorganismen und lösen chemische Zersetzungs- und Umwandlungsprozesse aus.
5. Nun wird der Flachs geknickt und gebrochen, um die verholzten Stängelteile zu entfernen.
6. Danach erfolgt das Schwingen: Trennung der Kurz- von den Langfasern.
7. Vor dem Spinnen wird der Schwingflachs noch gehechelt: Aufteilung der Faserbündel, Säuberung von Holzteilchen & das Ziehen durch eine feine Nadelbürste.
Nachhaltig: ja oder nein?!
Im Vergleich zum Baumwollanbau werden auch bei konventionellem Flachsanbau
wenig Pestizide & Dünger eingesetzt, da es recht anspruchslos ist.
Ein zusätzliches Pro: Im Gegensatz zu Baumwolle ist Leinen bei uns heimisch, benötigt weniger Wasser, muss keine langen Transportwege zurücklegen und auch in Bio-Qualität verfügbar. Dadurch gilt Leinen als sehr umweltfreundlich.

Die neueste Leinenqualität in meinem Shop ist die Løvetand
von der dänischen Firma CaMaRose:
Während es diese Qualität schon länger gibt, hat der Hersteller es nun GOTS zertifizieren lassen. Somit ist nicht nur der Anbau des Leinens biologisch,
sondern der gesamte Herstellungsprozess!
Ich freue mich sehr über den Neuzuganges dieses Leinen-Bändchengarnes!
Schaut euch alleine die wunderschöne Farbpalette an!
Lasst uns zum Schluss das Strickverhalten & die Wahl der Nadelstärke
beim Verstricken von Leinen anschauen:
Das Verstricken der Leinengarne kann teilweise zu einer Herausforderung werden &
beim 1. Mal sehr ungewohnt sein: Feldfrische Leinenfasern sind noch recht starr & widerspenstig. Aus diesem Grund werden sie oft in der Kombi mit Baumwolle versponnen, damit das Garn einfacher zu verarbeiten ist.
Wenn die Liebe zum Leinen jedoch erweckt ist, dann kann man durch Zuwendung und Geduld wunderschöne Sommermodelle stricken. Man muss lediglich darauf achten, Leinen nicht zu locker zu verstricken und eher eine dünnere Nadel nehmen als beispielsweise bei Schurwolle.
Verstricktes Leinen, das noch unfertig auf den Nadeln ist, wirkt teilweise widerspenstig & beulig. Nach der erste Wäsche & nach mehrmaligen Waschgängen jedoch bekommen die Leinenmodelle einen seidenartigen, fliessenden & eleganten Fall:
Es wird also mit der Zeit immer schöner!
Wie natürlich auch bei allen anderen Garnen:
Unbedingt eine Maschenprobe stricken und diese dann auch unbedingt waschen!
Gerne die Maschenprobe aber natürlich auch das Strickstück mindestens 30Minuten im Wasser einweichen lassen!
Leinen besitzt kaum Elastizität & leiert aus diesem Grund beim Tragen etwas aus.
Für hautenge Modelle ist es weniger geeignet, eher für luftig geschnitte Strickstücke.
Wer noch nie Leinengarn verstrickt: Ich möchte euch die recycelte Leinenqualität von Erika Knight (oben gezeigt) empfehlen. Dieses Garn lässt sich sehr gut verarbeiten, besitzt bereits einen zurückhaltenden Glanz & ist deutlich geschmeidiger als feldfrisches Garn.
Ich würde mich sehr freuen, wenn der ausführliche Blogbeitrag euch gefallen hat. Gerne würde ich euer Feedback dazu hören!
Möchtet ihr auch über andere Fasern mehr erfahren?
Dann schreibt mir gerne eine Nachricht.
Sende euch ganz herzliche Strickgrüsse &
wünsche euch viel Freude beim Stricken ;-)









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